Über unseren Hochzeitstag in Paris



Wie bereits angedeutet, gehen wir im November nicht nur wegen des romantischen Herbstes dort nach Paris: Den ganzen 27. November wate ich durch ein Meer an Glückwünschen. 
Ob Kellner, Verkäufer, Taxifahrer, Hotelier – mein Mann erzählt an diesem Tag jedem strahlend, dass wir Hochzeitstag haben. Die Frauen legen den Kopf schief, lächeln versonnen, und wenn sie ihrem eigenen Mann dann bedeutungsvoll zunicken, meint das, dass hier exemplarisch vorgeführt wird, wie sie sich das mit der Ehe wünschen. Die Männer wiederum klopfen meinem Mann auf die Schultern, und wenn sie ihren Frauen dabei zunicken, bedeutet das wohl, dass sie sich und die Männerwelt in meinem Gatten gerade gut vertreten fühlen. 
Keiner verpasst es, uns seine guten Wünsche zu übermitteln, und falls ich eine Millisekunde lang vergessen haben sollte, was für einen speziellen Tag ich da begehe, werde ich  durch das „bonne anniversaire“ meines Umfeld fröhlich wieder daran erinnert. Mein Mann dirigiert zuverlässig durch diesen Tag, dessen Leitmotiv das Feiern von Ehe und Liebe ist. Und es scheint mitnichten bloßes Klischee zu sein, dass die Pariser für dieses Thema immer ein offenes Ohr haben.
Derart eingehüllt in frohe Wünsche, versöhne ich mich an diesem Tag jeweils mit den chronisch zu engen Cafésitzplätzen, den Duftraumsprays, den blicklosen Passanten, dem chlorriechenden Leitungswasser, den unfallbereiten Taxis – und finde das Leben in Paris einfach toll, so wie es ist.

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