Vom Leben in unserer Wohngemeinschaft 2 – Eine Glosse

über Kater und sein Gespür für das richtige Styling

Kater hat beschlossen, dass die Dinge in der Wohnung genauso ihm wie uns gehören und entsprechend umgestylt werden sollten. Unsere unbezahlbaren, eigenhändig aus Bangladesch importierten Sofakissen beispielsweise, die mit ihrer kostbaren farbenprächtigen Stickerei der Blickfang unseres Wohnzimmers waren: Kater hat unilateral entschieden, dass die Stickereifäden mehr hermachen, wenn sie aus dem Kissenbezug herausgerissen lose herabbaumeln, statt langweilig geordnet ein Muster zu ergeben. Wenn er Muße dazu hat, widmet sich Kater darum der anspruchsvollen Aufgabe, sorgfältig Faden für Faden mit den Krallen aus dem Bezug zu rupfen. Zwischendurch nuckelt er, vergnügt über seinen gut sichtbaren Fortschritt, an den Kissenecken.
Inzwischen fragt uns kein Besucher mehr, woher wir unsere schönen Sofakissen haben. (Vor allem fragt keiner mehr, woher wir unsere schönen Sofakissen haben.) Das, was einmal ein schönes Sofakissen war, wird totgeschwiegen. Mit dem gleichen Schweigen übrigens, mit dem so manch einer seine Kleider begutachtet, nachdem Kater auf seinem Schoß gelegen hat. Nicht nur aus dem Kissen lassen sich Fäden ziehen – und in Geschmacksachen ist Kater sich außerordentlich treu.

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